Kapitel 4

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit (1914-1933)

Reaktor zur Ammoniaksynthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren. Hersteller: BASF/Ludwigshafen, 1923, Höhe: 13,35 m, Stahl und andere Metalle. KIT, Campus Süd, Mündung Fritz-Haber-Weg/Engesserstraße, Aufnahme 2025. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.

Die heute auf dem Campus Süd des KIT stehende rostige Säule diente seit 1923 auf dem Gelände der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Oppau bei Ludwigshafen am Rhein als Reaktor zur Herstellung von Ammoniak (NH3). Auf dem Campus wurde das Großgerät nach seinem Betriebsende als Technikdenkmal aufgestellt. Es erinnert an die Ammoniaksynthese, die bis 1908 an der Technischen Hochschule Karlsruhe durch den Professor für Physikalische Chemie Fritz Haber und sein um Mitarbeitende der BASF verstärktes Team entwickelt worden war. Für die Umsetzung des Verfahrens im industriellen Maßstab sorgte im Anschluss Carl Bosch von der BASF. Die Synthese von Ammoniak aus Wasserstoff und dem in der Luft enthaltenen Stickstoff löste die am Ende des 19. Jahrhunderts erkannte Aufgabe, einen nutzenden Zugriff auf das in der Luft prinzipiell im Überfluss vorhandene Element Stickstoff zu finden. Dafür gab es seinerzeit ein starkes Motiv, denn es war absehbar, dass sich die natürlichen Düngemittelvorräte erschöpfen würden, von denen die Ernährung der Industrieländer abhing. Mit der Lösung dieses Versorgungsproblems durch die Ammoniaksynthese wurde ein in der chemischen Industrie vielfältig einsetzbares Ausgangsprodukt verfügbar. So kann Ammoniak nicht nur zur Produktion von Kunstdünger, sondern auch als umweltfreundliches Kältemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff gebraucht werden. In letzter Zeit ist auch seine Verwendung als Energieträger interessant geworden. Für Haber brachte die Ammoniaksynthese nicht nur den Nobelpreis für Chemie, sondern auch eine weitere Karrierestufe, denn er wurde Direktor des 1911 bei Berlin gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie. Im Ersten Weltkrieg wirkte er an dieser Stelle an der Entwicklung von Giftgas. Haber leitete den ersten Fronteinsatz der neuen Chemiewaffe auch selbst an. Kritik daran äußert sich immer wieder in Protestaktionen am Ammoniakreaktor und dem Straßenschild des daran vorbeilaufenden Fritz-Haber-Wegs. kn

Bilder

Objektvorschlag

Die Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens zur synthetischen Herstellung vom Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff war eine Welt-Sensation mit revolutionärem Einfluss auf die Weltgeschichte. Mit Ammoniak konnte man nun ohne Salpetervorkommen sehr kostengünstig Kunstdünger und Sprengstoff großindustriell herstellen in gigantischen Quantitäten. Prof. Fritz Haber und Dr. Carl Bosch wurden beide mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Dipl.-Ing. Eckhard Dietrich (Allgemeiner Maschinenbau, Examen 1965 und Alumnus)

© 2025 KIT | Alle Rechte vorbehalten Impressum Datenschutz