Kapitel 10

Der institutionelle Umgang mit der Geschichte

Gedenktafel, vermutlich 1990, 49,8 × 58,0 × 1,0 cm (ohne Wölbung), Bronze. KIT-Archiv 28502/38. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.

Die etwa 50 mal 60 Zentimeter große Bronzetafel würdigt die Entwicklung der Ammoniaksynthese durch Fritz Haber (1868–1934) und Carl Bosch (1874–1940). Schon wegen seiner Rolle für die Produktion von Düngemittel zählt das Verfahren zu den bedeutendsten Prozessen der chemischen Industrie. Bei den Menschen in Industrienationen sollen rund 40 Prozent des im Körper enthaltenen Stickstoffs schon einmal durch die Ammoniaksynthese gelaufen sein. Die Forschung zu den Grundlagen der Ammoniakherstellung an der Technischen Hochschule Karlsruhe ist der Grund, seit 1990 auf dem Campus der Universität mit einem ausgedienten Synthesereaktor an diese wissenschaftlichen Arbeiten zu erinnern. Die seinerzeit an der Reaktorsäule angebrachte Gedenkplakette würdigt unter Angabe eindrucksvoller Zahlen Fritz Habers Grundlagenarbeit im Labor und den darauf aufbauenden Anteil Carl Boschs, der das Verfahren für die Badische Anilin- und Sodafabrik so weiterentwickelte, dass es im industriellen Maßstab angewendet werden konnte. Auch die an beide Wissenschaftler vergebenen Nobelpreise werden hier erwähnt. Das Erinnern ist fokussiert auf das Produktionsvolumen der Ammoniaksynthese und die öffentliche Anerkennung. Habers bereits seit Langem diskutierte Rolle bei der Entwicklung von Kampfgas im Ersten Weltkrieg und die Verwendung von Ammoniak zur Herstellung von Sprengstoff als Kampfmittel blieben außen vor. Möglicherweise provozierte schon dies eine weitere an der Reaktorsäule angebrachte Tafel, die den Giftgaseinsatz unter Habers Aufsicht und die Sprengstoffproduktion unter Bosch thematisiert. kn

Bilder

Objektvorschlag

Die Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens zur synthetischen Herstellung vom Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff war eine Welt-Sensation mit revolutionärem Einfluss auf die Weltgeschichte. Mit Ammoniak konnte man nun ohne Salpetervorkommen sehr kostengünstig Kunstdünger und Sprengstoff großindustriell herstellen in gigantischen Quantitäten. Prof. Fritz Haber und Dr. Carl Bosch wurden beide mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Dipl.-Ing. Eckhard Dietrich (Allgemeiner Maschinenbau, Examen 1965 und Alumnus)

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