Kapitel 1

Anfänge

Modell des Forschungsreaktors 2 am Kernforschungszentrum Karlsruhe, 06.09.1962, Fotografie unbekannter Urheberschaft, Schwarz-Weiß-Negativ, 6 x 6 cm. KIT-Archiv 28028/12401.

Der Forschungsreaktor 2 war der erste in Deutschland konzipierte Kernreaktor mit einer sich selbst erhaltenden atomaren Kettenreaktion. Sein Bau dauerte sechs Jahre. Im März 1961 wurde der Reaktor erstmals kritisch. Das bezeichnet den Betriebszustand, in dem die Menge der durch Kernspaltungen freiwerdenden Neutronen eine stabil laufende Reihe weiterer Kernspaltungen aufrechterhält. Der im Zentrum kurz als der FR 2 benannte Reaktor wurde mit Natururan betrieben. Die Brennelemente befanden sich in einem Tank mit schwerem Wasser. Dessen Wasserstoffatome enthalten nicht wie bei gewöhnlichem Wasserstoff nur ein Proton und ein Elektron, sondern auch ein Neutron. Mit diesen zusätzlichen Teilchen kann schweres Wasser die bei der Kernspaltung von den Brennelementen ausgegangenen Neutronen wesentlich besser auf den Uranbrennstoff reflektieren, wo sie neue Atomspaltungen bewirken. Der Einsatz des aufwändig zu gewinnenden Schwerwassers erspart die mit einem hohen materiellen und technologischen Aufwand verbundene Anreicherung des spaltbaren Anteils im Uran. Der FR 2 diente der Forschung. Seine Energieleistung von zunächst 12 und später 44 Megawatt wurde nicht zur Stromerzeugung genutzt. Er diente zur physikalischen Grundlagenforschung, der Entwicklung von Brennelementen und der Bearbeitung materialwissenschaftlicher Fragen. Auch Präparate für die Strahlentherapie wurden mit ihm hergestellt. Im Jahr 1981 endete der Betrieb des FR 2. Die Brennelemente wurden entfernt, das schwere Wasser verkauft und der Reaktorkern versiegelt. Das Reaktorgebäude ging an die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH über. Diese plant einen vollständigen Rückbau bis zur »grünen Wiese«, der in den 2030er Jahren beginnen soll. kn

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