Peter Faulhaber: Deutsches Brüter-Ende, 1991, ca. 34 × 14 × 22 cm, Plastik aus Edelstahlrohren. Privatbesitz. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.
Im Garten von Peter Faulhaber brütet diese Ente der besonderen Art. Sie besteht aus hochwertigen Edelstahlrohren, mit denen zu Tabletten gepresster Kernbrennstoff im Brennelement eines Reaktors geometrisch angeordnet werden konnte. Beschriftet ist die Plastik mit »Deutsches Brüter-Ende«. Das ist ein Spiel mit dem badischen Dialekt, in dem das harte t von hochdeutsch Ente weich als d gesprochen wird. Peter Faulhaber arbeitete am Kernforschungszentrum seit den 1960er Jahren. Sein Aufgabenbereich hatte immer unmittelbaren Bezug zum Schnellbrüterprojekt. Lange Jahre galt es als Hoffnungsträger, da der als Schneller Brüter bezeichnete Kernreaktor in der Lage sein sollte, den weitaus größten Teil seines Brennstoffs im eigenen Betrieb entstehen zu lassen — zu »erbrüten«. Am Zentrum erforschte man über Jahrzehnte, wie ein Schneller Brüter im Prinzip funktioniert und wie man ihn bauen und steuern kann. 1972 wurde auf Basis der Ergebnisse der Bau des Schnellen Brüters in Kalkar am Niederrhein begonnen. Das Kernkraftwerk war 1985 fertig, doch es ging nie in Betrieb. Nach der Katastrophe von Tschernobyl im April 1986 wurde auf politischer Ebene in Nordrhein-Westfalen und beim Bund beschlossen, auf die Nutzung der Milliarden D-Mark teuren Anlage zu verzichten. Dies bedeutete in Deutschland das Aus für die mit großem Aufwand einschließlich der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen neu entwickelte Technologie. Am Kernforschungszentrum wurde das Projekt Schneller Brüter im Jahr 1989 abgeschlossen und in das neue Projekt Nukleare Sicherheitsforschung überführt. Der am Zentrum gebaute Brüterversuchsreaktor wurde 1991 endgültig abgeschaltet. Die Abkehr von der Brütertechnologie bedeutete für viele Beschäftigte des Forschungszentrums eine ideelle Entwertung der eigenen Lebensarbeit. Das oft als Verlust empfundene Ende ihres Projekts war auch persönlich zu verarbeiten. Peter Faulhaber musste gegen Ende seines Berufslebens das nicht mehr zum Bau von Brüterbrennelementen verwendete Restmaterial zu einer Entsorgungsfirma bringen. Von dieser erwarb er eine kleine Menge der Edelstahlteile zur privaten Nutzung. Neben technischen Lösungen für Haus und Garten entstand daraus auch die in einem Ehrenkranz aus Efeu brütende Ente. kn