Kapitel 10

Der institutionelle Umgang mit der Geschichte

Monumentalskulptur der Pallas Athene auf dem Denkmal der Technischen Hochschule Karlsruhe für Gefallene des Ersten Weltkriegs, Entwurf: Karl Albiker, Errichtung 1925, Sockel: Breite 2,50 m, Länge 2,15 m, Höhe 1,48 m, Figur: Breite mit Waffen ca. 3,45 m, Länge mit Speer ca. 3,70 m, Höhe ca. 4,10 m, Sockel: Sandstein, Figur: Bronze, Aufnahme 2025. KIT, Campus Süd, Ehrenhof. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Technischen Hochschule Karlsruhe sollte 1925 im Areal zwischen den ersten Hochschulgebäuden ein Denkmal für Hochschulangehörige entstehen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren hatten. Im Frühjahr 1924 erteilte das Rektorat den Auftrag an den Architekten und Keramiker Max Laeuger (1864–1952) und den Bildhauer Karl Albiker (1878–1961). Laeugers Neugestaltung des Hofes bildete das Podium für die monumentale Skulptur der Göttin Pallas Athene von Albiker. Die Inschrift am Sockel lautet: »Die Fridericiana den Gefallenen zum Gedächtnis«. Darunter sind die Namen der Kriegstoten eingraviert. Auch die bereits mit einem Denkmal bedachten Toten des Krieges von 1870/71 sind hier genannt. Zum 150. Jubiläum der Universität Karlsruhe im Jahr 1975 wurde die Gestaltung des Ehrenhofs durch den Karlsruher Landschaftsarchitekten Gunnar Martinsson (1924–2012) überarbeitet. Pallas Athene ist die griechische Göttin der Weisheit und wird somit als Patronin von Wissenschaft und Forschung gesehen. Gleichzeitig gilt sie als Gebieterin über Krieg und Frieden sowie als Verteidigerin der Heimat. Das machte sie zu einem geeigneten Motiv für das Ehrenmal der Gefallenen einer Hochschule. Entsprechend ist ihre Darstellung im Ehrenhof nicht die der kampfbereiten Göttin. Die kriegerischen Attribute Rundschild, Lanze und Helm trägt sie nicht erhoben, sondern den Schild entspannt am Arm, die Lanze gesenkt und den Helm mit Visier gen Himmel geschoben, so dass das Gesicht zu sehen ist. Sie wird von keiner Rüstung geschützt, sondern ist in ein lockeres Stoffgewand gekleidet. Die Gesichtszüge erscheinen von Trauer bestimmt, die Körperhaltung ist aufrecht stehend, doch ist mit der Schrittstellung die Nähe zu einem Bewegungsablauf angedeutet. Indem sich der Denkmalbestand des Ehrenhofs im Lauf der Zeit entwickelte, verschob sich auch dessen intuitiv wahrnehmbare Widmung. Mit dem 1863 errichteten Denkmal für Ferdinand Redtenbacher lag der Akzent zunächst auf herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Das Gefallenendenkmal und die Gedenktafel für die Verfolgten des Nationalsozialismus brachten einerseits Trauer und andererseits kritische Rückschau auf die Geschichte ein. Daneben wird mit den Denkmälern für Carl Benz, Friedrich Eisenlohr, Heinrich Hertz und Otto Lehmann an weitere Personen mit herausragenden Verdiensten erinnert. as, kn

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