Eine marmorne Gedenktafel, neoklassizistisch eingefasst in die von antiken Grabmälern bekannte Andeutung eines Gebäudeteils und versehen mit Ornamenten. Das 1873 errichtete Denkmal im Portaldurchgang des Hauptgebäudes der Polytechnischen Schule Karlsruhe wurde der Erinnerung an sechs Studierende gewidmet, die im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ihr Leben verloren. Der gewöhnliche Ort dieser im Deutschen Reich in großer Zahl erstellten Monumente war die Heimatgemeinde der Kriegstoten. Ihr vorzeitiger Tod wurde in einer Gemeinde von den Angehörigen lange erinnert. Das Leben an einer Hochschule unterschied sich davon durch die Kürze der Anwesenheit und die Art der dort gewachsenen Beziehungen. Doch entstanden auch lebenslange Bindungen zwischen den Studierenden, deren Abriss durch den Tod schmerzte. Das Gefallenendenkmal der Polytechnischen Schule wurde von dem hier wirkenden Architekturprofessor Heinrich Lang (1824–1893) entworfen und mit staatlichen Mitteln realisiert. Damit reihte sich die zu diesem Zeitpunkt seit 48 Jahren bestehende Lehranstalt unter die akademischen Institutionen ein, die ihren Angehörigen Denkmäler setzten. Auch dies war eine Station auf dem im 19. Jahrhundert beschrittenen Weg zur Gleichstellung mit den Universitäten. Zu deren Wesensmerkmalen hatte über Jahrhunderte die korporative Abgeschlossenheit gegenüber der örtlichen Stadtgemeinde gehört. Die ohne eine solche Sonderstellung gegründete Polytechnische Schule holte in diesem Punkt mit der Errichtung ihres Gefallenendenkmals symbolisch auf, indem sie nun als ein eigenständiger Sozialkörper erschien. kn