Diplomurkunde der Universität Karlsruhe für Jochen Dietrich, 20.01.1971. KIT-Archiv 21015/7314.
Die hier abgebildete Urkunde vom 20. Januar 1971 bezeugt den ersten Studienabschluss als Diplom-Informatiker. Sie markiert den Beginn eines stark frequentierten und am KIT bis heute profilbildenden Studiengangs. Dieser Anfang war allerdings kein »Urknall« der Disziplin. Wie in Karlsruhe hatte es auch an anderen Hochschulen bereits in den 1950er Jahren Möglichkeiten zur entsprechenden Schwerpunktbildung in Studiengängen der Mathematik und der Elektrotechnik gegeben. Das eigentlich Neue an dem 1971 vergebenen akademischen Grad war der Name. Die 1968 beim Bundeswissenschaftsministerium und in der Deutschen Forschungsgemeinschaft entschiedene Bezeichnung war nahezu der Schlussstein der in den 1960er Jahren neu etablierten Disziplin. An der Technischen Hochschule Karlsruhe hatte die Ausbildung von Studierenden in der Datenverarbeitung 1958 am Institut für Angewandte Mathematik begonnen. Vor dem Einsatz eigener Rechner fand der Programmierunterricht zeitweilig an einer Zuse Z 22 des Kernforschungszentrums statt. Fast gleichzeitig entstand ein datentechnisches Studienangebot in der Elektrotechnik am damaligen Institut für Nachrichtenverarbeitung und Nachrichtenübertragung, heute Institut für Technik der Informationsverarbeitung. Zu dessen Leitung war 1958 der Informatikpionier Karl Steinbuch (1917– 2005) berufen worden. Während sich Steinbuchs Lehre deutlich auf die Hardware konzentrierte, galt am Institut für Angewandte Mathematik das Hauptaugenmerk der Programmierung. Karl Nickel (1924–2009) gründete aus diesem Institut heraus zum Jahresbeginn 1969 das Institut für Informatik und eröffnete den Diplomstudiengang Informatik. Daraus ergab sich die Weichenstellung zu einer softwareorientierten Informatikausbildung an der Universität Karlsruhe. kn
Die Begründung für meinen Vorschlag ist »selbstredend«: Erster Diplom Informatiker Deutschlands. Jochen Dietrich