Kapitel 5

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933-1945)

043

Schild für das Oskar-Stäbel-Haus

Blechschild, 156,5 × 75,0 × 2,0 cm, Kupfer. KIT-Archiv 28506/27. Fotografie: Amadeus Bramsiepe.

Das Schild mit der Inschrift »Kameradschaftshaus der Karlsruher Studentenschaft und des NSDSTB OSKAR STÄBEL HAUS« wurde vermutlich im Jahr 1934 geprägt. Wahrscheinlich hing es am heutigen Franz-Schnabel-Haus auf dem Campus Süd des KIT. Das Gebäude war 1857 als Zuchtstation für den großherzoglichen Fasanengarten und als Wohnung für den Fasanenjäger erbaut worden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Bau dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) übergeben. Hier sollten Studierende zu einer geringen Miete in Vollpension und in Stockbetten ähnlich wie beim Reichsarbeitsdienst oder einer Kaserne untergebracht sein und nach nationalsozialistischen Prinzipien in einem militärisch strukturierten Tagesablauf erzogen werden. Der NS-Staat verfolgte damit im Bereich der Hochschule sein Ziel, bisher private Lebensbereiche staatlicher Aufsicht und Gestaltung zu unterwerfen. Auch mit dem Plan, hier die Führer der in sogenannte Kameradschaften umgewandelten Studentenverbindungen unterzubringen, war das Haus zum Instrument einer totalitären Umgestaltung bestimmt, die eigenständige Strukturen des studentischen Lebens zerbrechen sollte. Im Juni 1934 wurde das Kameradschaftshaus eröffnet. Der Namenspate war der Reichsführer des NSDStB und Führer der Deutschen Studentenschaft Oskar Stäbel (1901–1977). Neben seinem Maschinenbaustudium und der Promotion an der Technischen Hochschule Karlsruhe machte er zunächst eine steile Karriere in der NSDAP und der SA. Wenige Wochen nach Eröffnung des nach ihm benannten Hauses verlor er im Zuge des Röhm-Putsches seine Ämter. Die offizielle Benennung nach Stäbel konnte unter diesen Umständen nicht beibehalten werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus umgebaut und beherbergte zunächst das Carl-Engler-und-Hans-Bunte-Institut für Mineralöl- und Kohleforschung. Ende der 1980er Jahre zogen hier Institute der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften ein. Seit 1992 ist das Gebäude nach dem von den Nationalsozialisten verfolgten Karlsruher Historiker Franz Schnabel (1887–1966) benannt. kn

Bilder

© 2025 KIT | Alle Rechte vorbehalten Impressum Datenschutz