Hermann Alker: Entwurf einer Thingstätte beim Stadion der Technischen Hochschule Karlsruhe, Abbildung aus dem Zeitungsartikel Thingstätten der Südwestmark von Hermann R. Alker, in: Volksgemeinschaft, 10. 05. 1934, Nr. 136, S. 10.
Thingstätten wurden ab 1934 von den Landesstellen des Reichspropagandaministeriums als Versammlungsorte geplant. Mit dort abgehaltenen Massenveranstaltungen bezweckte man eine Stärkung der »Volksgemeinschaft« im Sinne der Nationalsozialisten. Die Betreuung der Thingstätten oblag dem 1933 entstandenen Reichsbund der Deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V., der direkt dem Reichsminister Joseph Goebbels unterstand. Etwa 400 Thingplätze wurden geplant, für 60 bis 70 liegen konkretere Entwürfe vor, und noch weniger wurden letztendlich errichtet. Zu ihnen gehören die Waldbühne auf dem Berliner Olympiagelände und die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. Mit der Planung der hier gezeigten Karlsruher Thingstätte wurde Hermann Alker (1885–1967) beauftragt, der als Professor für Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe wirkte und bereits die Tribüne des Stadions für den dortigen Hochschulsport geplant hatte. Auf ihn gehen auch Entwurf und Ausführung der Thingstätte bei Heidelberg zurück. Die Karlsruher Thingstätte war am nördlichen Ende einer Nord-Süd-Achse vorgesehen, die das Hochschulstadion, einen Aufmarschplatz und einen Volksfestplatz umfassen sollte. Dabei war geplant, die eigentliche Thingstätte von den restlichen Anlagen durch einen kleinen Waldgürtel abzuschirmen. Die Thingstätte hatte im Entwurf einen Durchmesser von 120 Metern und 10.000 zum Amphitheater angeordnete Sitzplätze. Der südlich anschließende Aufmarschplatz und der Volksfestplatz sollten in Nähe der heute noch erhaltenen Stadiontribüne liegen. Man wünschte sich Veranstaltungen mit hunderten von Menschen in »Massenchören« aus der »festlichen Menge« heraus. Insgesamt wurde von einem Platzvolumen von 17.000 bis 20.000 Personen gesprochen und mit einem Baubeginn Ende 1935 gerechnet. Bevor es dazu kam, wurde die Thingstättenbewegung jedoch unterbunden, weil ihre Konzeption zu wenig Unterstützung fand. as