Bierkrug mit Wappen der Karlsruher Studentenverbindung Vitruvia und Widmung durch Karl Schächtele an Ernst Seeger, 13,5 × 9,0 × 12,5 cm, Glas, Zinn und Emailfarben. KIT-Archiv 28510/1. Fotografie: Amadeus Bramsiepe.
»Meine ersten Eindrücke an einer deutschen Technischen Hochschule waren recht sonderbar. Während die russischen Studenten aktiv an den politischen Kämpfen teilnahmen, bis tief in die Nacht die schwierigsten Probleme wälzten, ohne allerdings zu praktischen Lösungen zu kommen, stiess ich plötzlich auf deutsche Korpsstudenten mit Schmissen im Gesicht, einem mir unverständlichen Komment [= Verhaltenskodex, Anm. d. Herausgebers] und einem ausgeprägten Bierdurst. Das war eine ganz fremde Welt mit einem sonderbaren ›Ehr‹-begriff und einer kräftigen Dosis Überheblichkeit.« Diesen persönlichen Eindruck vom organisierten Studentenleben hatte der spätere Karlsruher Maschinenbauprofessor Rudolf Plank (1886–1973) bei seinem Wechsel von Sankt Petersburg nach Dresden im Jahr 1905. Angesichts der auch für Karlsruhe vorhandenen Überlieferung zur studentischen Verbindungs- und Trinkkultur ist kaum anzunehmen, dass Plank einen anderen Eindruck zu notieren gehabt hätte, wäre er als Student nach Karlsruhe gekommen. Zu den nach außen sichtbaren Elementen im Leben der Studentenverbindungen gehörte und gehört ein formalisierter Konsum von Bier. Teil dieses Brauchtums waren und sind Bierkrüge mit Wappen, einem Schlachtruf und dem monogrammartigen »Zirkel« der jeweiligen Verbindung. Das hier gezeigte Exemplar stammt von der schon in den 1830er Jahren durch Schüler der Polytechnischen Schule Karlsruhe gebildeten Verbindung Vitruvia. Seit dieser Zeit entstand in Karlsruhe eine ganze Reihe von Verbindungen. Der gezeigte Krug trägt eine Widmungsgravur vom Jahr 1913 und ist damit als ein persönliches Geschenk zur Erinnerung an den Geber gekennzeichnet. Damit wird auch etwas von dem über die Vergesellschaftung im Studium hinaus zielenden Zweck der als Lebensbund angelegten Studentenverbindungen sichtbar. kn