Elektrische Unterarmprothese, Hersteller: Reinhold Reiter. Ca. 43,5 × 8,5 cm, Holz, Metalle u.a. Material. KIT, Campus Alpin, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, Abteilung Atmosphärische Umweltforschung, Garmisch-Partenkirchen.
Der Werdegang von Dr. Reinhold Reiter (1920– 1998) reichte von der Erfindung einer Armprothese über physikalisch-bioklimatische Arbeiten bis zur Klimaforschung. Der zum KIT gehörige Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen geht auf das von ihm aufgebaute Forschungsinstitut zurück. Bereits als 14-Jähriger experimentierte Reiter mit elektrischen Röntgenphänomenen. Als Hilfsassistent am Institut für Luftfahrtmedizin der Luftwaffe in München entwickelte er ab 1943 eine elektrische Handprothese, die er Elektrokunsthand nannte. Reiter musste feststellen, dass bei bestimmten luftelektrischen Zuständen die Steuerung der Prothese über die Muskeln im Armstumpf versagte. Gleichzeitig hing auch das Schmerzempfinden seiner Patienten von diesen Zuständen ab. 1948 stellte er die Handprothese auf der Exportmesse in Hannover vor und verfasste eine wissenschaftliche Publikation dazu. Da die beteiligte Firma in Konkurs ging, war ihm eine Weiterentwicklung der Kunsthand nicht möglich. In einem selbst gebauten Labor bei Garmisch-Partenkirchen begann Reiter 1954 zu untersuchen, was für atmosphärische Effekte zu den Störungen der Kunsthand geführt hatten, und stellte fest, dass unter anderem radioaktive Spurenstoffe dazu beitrugen. Die Frage war, woher diese Stoffe kamen: aus dem Boden oder aus der Atmosphäre und eventuell von weit her. In Zeiten der Atombombenversuche vor allem im asiatischen und pazifischen Raum interessierte sich die US-Luftwaffe für diese Frage. Mit deren Förderung konnten weitere Messstellen aufgebaut werden, auch auf der Zugspitze in fast 3000 m Höhe. Die dadurch messbare Höhenverteilung der radioaktiven Teilchen bestätigte, dass diese aus dem atmosphärischen Ferntransport stammten. Von diesen Messungen atmosphärischer Radioaktivität ausgehend spannt sich ein Bogen mit Themen der atmosphärischen Umweltforschung bis heute. Dazu gehörte Forschung zum Sauren Regen in den 1980er Jahren und zur Luftverschmutzung in den 1990ern. Ein gegenwärtiger Schwerpunkt ist das Erfassen von regionalen Folgen der globalen Klimaerwärmung etwa in der Form von Starkregen oder Dürren. 1962 wurde das von Reiter gegründete Institut für atmosphärische Umweltforschung in die Fraunhofer Gesellschaft aufgenommen. Zum 1. Januar 2002 erfolgte der Wechsel zum Forschungszentrum Karlsruhe, als viertes Teilinstitut des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung (IMK). as
Wir sehen das [Exponat, die Handprothese] als die Ausgangslage bzw. den Ausgangspunkt für die Gründung unseres Instituts im Jahr 1954, also vor 70 Jahren. KIT, Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), Garmisch-Partenkirchen