Beim Tauchgang zum Wrack der Titanic transportierte Becher, links in ursprünglicher Größe, mitgeführt im Inneren des Tauchboots, und rechts nach Einwirkung des Wasserdrucks in ca. 3.800 Metern Tiefe bei Transport außen am Tauchboot, 112 x 90 mm (links) und 62 x 46 mm (rechts), Styropor, Reisedatum: 07.11.2022. KIT-Archiv 28506/34. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.
Aus der Distanz könnten die beiden Styroporbecher als Muster für einen Coffee-to-go und seine kleine Espressovariante durchgehen, doch tatsächlich wurden sie in gleicher Größe hergestellt. Das Doppel stammt von einer Forschungsreise, die der Informatiker Alexander Waibel vom KIT 2022 zum Wrack der Titanic unternahm. Einer der Becher machte dabei den Weg auf 3.800 Meter Tiefe in einem außen am Fahrzeug befestigten Behälter und wurde vom Wasserdruck auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe komprimiert. Neben dem gedruckten Logo des Reiseveranstalters ist von Hand ergänzt das KIT-Logo, eine Strichzeichnung des untergegangenen Luxusliners, der Name des Forschungsreisenden und das Datum des Tauchgangs. Wenngleich diese Andenkengestaltung etwas sentimental anmutet – die Reise verfolgte ein ernsthaftes Forschungsinteresse. Wer während der Corona-Epidemie dauernd in Videokonferenzen saß, weiß, wie wichtig ausreichendes Datenvolumen für diese Kommunikationsform ist. Vom Wrack der Titanic aus experimentierten Waibel und sein Team unter absichtlich bis ins Extrem verschärften Bedingungen. Da Funksignale nicht durch die knapp vier Kilometer starke Wasserschicht dringen, basierte die Kommunikation auf Schallwellen. Die Sonarsignale haben zwar eine Reichweite von mehreren Kilometern, doch ist ihre Datenübertragungsrate weit entfernt von dem, was eine normale Videokonferenz braucht. Um durch dieses Nadelöhr zu kommen, wandelte man die im U-Boot aufgenommene Sprache der Konferenzteilnehmer automatisch in Text und sendete nur Textschnipsel als Information. An der Wasseroberfläche verwandelten dann Video-Avatare diese Textstücke der Sprecher aus dem U-Boot wieder in gesprochene Videos. Die Technologie nutzt am KIT erarbeitete automatische Spracherkennung, -übersetzung und lippensynchrone Video-Generierung, um dies zu ermöglichen. kn
Videobotschaft über das Forschungsvorhaben beim Tauchgang zur Titanic, 07.07.2022. Rechte: Alexander Waibel.