Kapitel 7

Das Kernforschungszentrum und das Forschungszentrum Karlsruhe (1956–2009)

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Spenderbox mit Vliestüchern

Spenderbox mit Vliestüchern, 24,8 × 11,4 × 5,3 cm, Papier und Pappe. KIT-Archiv 28506/33. Fotografie: Amadeus Bramsiepe.

Am Campus Süd des KIT sind sie fast unbekannt. Am Campus Nord hingegen sind die heute grün-weißen Boxen mit Einmaltüchern nicht wegzudenken. Sie begleiten die Beschäftigten in ihrem Alltag bereits seit den ersten Jahren des Kernforschungszentrums. Über das Zentrallager können sie von den Instituten und sonstigen Organisationseinheiten leicht bezogen werden. Mit der niedrigschwelligen Beschaffung erklärt sich die allgemeine Präsenz dieses Artikels aber nur ein Stück weit. Die fusselfreien Tücher werden in Laboren zu allen möglichen Reinigungszwecken gebraucht. Auch zur Sicherung von Probenmaterial beim Transport in der Rohrpost hat man sie zeitweilig benötigt. Dass die im Spender liegenden Tücher leicht gegriffen werden können, ermöglicht sogar den Gebrauch mit Handschuhen in einer abgeschirmten Experimentierbox — und macht diese Darreichungsform hier unentbehrlich. Auf vielen Fotografien von Laboren sind die Spenderboxen zu sehen. Andere Aufnahmen belegen die Nutzung im Büro. Die Verpackung von Tüchern zu ca. 250 Stück in einer Box mit Öffnung an der Oberseite gibt es seit 1924. Die US-amerikanische Firma Kimberly-Clark vermarktete die Tücher zuerst für die Gesichtspflege, erst später zum Gebrauch bei Schnupfen. Inzwischen gibt es die Boxen in verschiedenen Ausfertigungen, darunter eine spezielle Produktlinie für Verwendungen im Labor. Auch das Feld der Hersteller hat sich erweitert. Die Box fand in die Ausstellung, weil sie von den Beschäftigten immer wieder als Alltagsgegenstand erwähnt wird, durch den sich die Arbeitswelten am Campus Nord und am Campus Süd des KIT unterscheiden. Meistens bleibt dabei unklar, ob mit dem Hinweis auf diesen Unterschied bestimmte Sinnzuschreibungen einhergehen. Möglicherweise findet der Alltagsgegenstand schon deshalb solche Aufmerksamkeit, weil er Interessen an der Pflege hergebrachter Teilidentitäten im Großbetrieb des KIT bedient. as, kn

Bilder

Fachkommentar

Ergebnisse einer Sinnsuche

Als Mitarbeiterin der Ausstellung zum Jubiläum des KIT möchte ich ein paar Eindrücke und Erlebnisse meiner Recherchearbeit zu den Vliestüchern beifügen. Egal wo mich meine Recherche hinführte und welche Abteilungen und Mitarbeitenden ich dazu gefragt habe — es gab eine Antwort, ein Lächeln, ein Lob für die vielen Einsatzmöglichkeiten dieses Artikels. Nach jahrelangem Gebrauch dieser »Kosmetiktücher« wollte niemand mehr darauf verzichten. Ich begann meine Nachfrage zum Einsatz der Tücher in der Fotostelle, wo gleich beim Eintritt in den Raum so eine grün-weiße Box auf dem Besprechungstisch zu sehen war. Hier kamen die Tücher schon viele Jahre zum Reinigen der Objektive, vieler anderer Fotoapparatteile und natürlich auch zum Naseputzen zum Einsatz. Der langjährige Fotostellenleiter Markus Breig erinnerte sich daran, dass er die Box für einen Kalender mit Bildern der Alltagsgegenstände im Forschungszentrum fotografiert hatte, und überließ mir ein Exemplar dieses Aufstellkalenders mit dem Foto der Box. Ein weiterer Recherchebesuch ging in die Druckerei, wo ich die langjährige Campus-Nord-Mitarbeiterin Ilona Metz befragt habe. Auch bei ihr stand die Box wieder sichtbar auf dem Tisch. Mir wurde bestätigt, dass die Tücher vor allem zum Wegwischen von vielen Dingen vertraut waren. In dieser Weise befragte ich auch mehrere Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Verwaltungsabteilungen. Nicht nur das Taschentuch, auch das Abschminktuch, das schnell zur Seite stehende Tuch, um etwas aufzuwischen, wenn man Kaffee, Saft oder andere Flüssigkeiten verschüttet hatte — die Box mit den Tüchern war die schnelle Lösung. Natürlich wurden auch Brillengläser und Bildschirme damit abgewischt. Den Einsatz in der Forschung bestätigte mir auch ein langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Angewandte Materialien. Er konnte sich sogar daran erinnern, dass die Tücher in abgeschirmten Versuchszellen mit von außen fernbedienten Manipulatorarmen aus den dorthin eingeschleusten Boxen gegriffen wurden. So konnte selbst in Laboren zur Handhabung radioaktiver Stoffe etwas aufgewischt, aufgepolstert, gereinigt oder aufgetupft werden. Auf diese Weise bekam ich durch die unterschiedlichen Kontakte bei der Nachfrage nach dem Nutzen der Tücherbox viele Erlebnisse und Erinnerungen aus dem früheren Forschungszentrum erzählt, die lustig waren, den praktischen Nutzen der Artikel zeigten oder interessante Einblicke in die Forschungsarbeit gaben. Anja Weindel

Objektvorschlag

Die Kleenex-Box fiel mir sofort als Objekt ein, da ich als langjährige KIT-Campus-Nord-Mitarbeiterin selbst vom ersten Tag an diese Kleenex-Box kennengelernt und überall zu verschiedenen Einsätzen gesehen habe. Anja Weindel

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