Kapitel 7

Das Kernforschungszentrum und das Forschungszentrum Karlsruhe (1956–2009)

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Karlsruher Normstein

Normsteine zur Abschirmung ionisierender Strahlung, 20,0 × 20,0 × 5,0 cm, Hartblei. KIT, Karlsruhe Research Accelerator KARA. Fotografie: Amadeus Bramsiepe und Jonas Zilius.

Bei den Normsteinen handelt es sich um Bauelemente aus Hartblei. Diese werden zum Abschirmen von energiereicher Strahlung verwendet, die tiefer in feste Oberflächen eindringen kann. Die Bausteine sind einheitlich gestaltet, so dass aus ihnen je nach Verwendungszweck unterschiedlich gestaltete Wände und Räume im Baukastensystem zusammengesetzt werden können. Sie besitzen schwalbenschwanzförmige Kanten, damit an den Verbindungsstellen keine Schwachstellen oder gar Lücken in der Abschirmung entstehen. Bleibausteine gehören zu den wichtigsten bautechnischen Strahlenschutzmaßnahmen und werden zum Aufbau von abgeschirmten Arbeitsplätzen für den Umgang mit hochradioaktivem Material eingesetzt. Bereits 1959 bezog das Kernforschungszentrum Karlsruhe Bleisteine von externen Lieferanten. Da der Bedarf stetig anstieg, erhielt die Hauptwerkstatt des Zentrums 1962 einen Anbau für einen Schmelzofen und eine Druckgussmaschine zur eigenen Herstellung der Bleiziegel. Diese stellte man zunächst nach der Empfehlung der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) her. Spätestens 1967 wurden die Bleisteine leicht abgewandelt, so dass sie zwar weiterhin mit den Euratom-Typen verwendet werden konnten, dieser Empfehlung aber nicht mehr entsprachen. Am Kernforschungszentrum bürgerte sich die Bezeichnung Karlsruher Normstein ein. 1974 erschien für die Bleisteine erstmals ein Regelwerk vom Deutschen Institut für Normung. Die DIN 25407 Abschirmwände gegen ionisierende Strahlung — Teil 1 bestimmt Eigenschaften und insbesondere Maße und Gestalt der Bausteine. Vermutlich hatte das Zentrum schon damals an der Aufstellung mitgewirkt. Die aktuelle Fassung der DIN 25407 wurde durch den Normenausschuss Materialprüfung Strahlenschutzeinrichtungen erstellt, an dem das KIT beteiligt ist. as

Bilder

Objektvorschlag

Der Abschirmstein ist ein kaum zu verbessernder stiller Helfer. Die gepfeilten Schmalseiten geben im Verbund Halt und lassen keinen direkten Strahlengang zu. Seit Jahrzehnten schirmen sie kleine oder tonnenschwere Aufbauten in Forschung und Medizin zuverlässig ab. Die Steine sind wiederverwendbar und immer noch Gegenstand aktueller Normung — seit 2011 auch bleifrei normgerecht herstellbar. Hans-Christian Schneider

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