Kapitel 2

Die Polytechnische Schule (1825-1885)

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Herbarium von Alexander Braun

Herbarblatt mit Chenopodium procerum, gesammelt von Alexander Braun im Botanischen Garten Karlsruhe, 1840, ca. 28,1 × 22,3 cm (Montage beider Exemplare). Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, KR0193703.

Auf Karton montiert sind die beiden Exemplare des Chenopodium procerum, einer in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel beheimateten Gänsefußart, in einer botanischen Sammlung, dem Herbarium von Alexander Braun (1805–1877). Braun lehrte ab 1833 an der Polytechnischen Schule Karlsruhe Botanik und Zoologie. Seine Veranstaltungen gehörten zum Lehrplan der Forstschule und der Höheren Gewerbeschule, die am Polytechnikum als eigenständige Fachschulen bestanden. Auch wenn Brauns vorrangige Aufgabe die Lehre war, zeigt seine Sammlungstätigkeit, dass er sich als Forscher verstand. Die damalige Arbeit von Biologen bestand besonders in der Taxonomie, der vergleichenden Betrachtung von Organismen und dem Schluss auf Verwandtschaftsbeziehungen aufgrund von Gestaltmerkmalen. Solche Arbeit und die daraus resultierenden Fachpublikationen dürften den Weg zu Brauns weiterführender Karriere eröffnet haben: Ab 1846 folgten Stationen als Professor in Freiburg, Gießen und schließlich an der Berliner Universität. Der Werdegang Brauns steht hier beispielhaft für manche anderen Wissenschaftler, denen das Polytechnikum im 19. Jahrhundert als Startposition in eine Universitätslaufbahn diente. Ähnliches gilt in institutioneller Hinsicht. Personeller Austausch mit Universitäten wirkte in dieser Zeit als ein Impulsgeber für die weitere Entwicklung der Polytechnischen Schule. Brauns Lehrgebiete der Botanik und Zoologie werden bis heute am KIT gepflegt. kn

Bilder

Fachkommentar

Karlsruhe als Wiege der Genetik

Joseph Gottlieb Kölreuter (1733–1806) wurde 1763 vom Badischen Kurfürsten nach Karlsruhe zum Leiter des Botanischen Schlossgartens und Professor für Naturgeschichte berufen. Durch Kreuzungen von Pflanzenarten konnte er zeigen, dass bei der sexuellen Fortpflanzung sowohl Vater als auch Mutter genetische Informationen gleichberechtigt an ihre Nachkommen übertragen. Damit widerlegte er die damals vorherrschende Auffassung, dass die Vererbung nur über den Vater erfolge. Dies gab, 100 Jahre später, Gregor Mendel (1822–1884) den entscheidenden Impuls, die Vererbung einzelner Merkmale über Generationen hinweg zu untersuchen, was wiederum der Startschuss war für die Genetik als zentrale Disziplin der Biologie. Auch konnte Kölreuter zeigen, dass Kreuzungen von nahe verwandten Arten besonders kräftigen Wuchs aufwiesen, ein Phänomen, das heute ausgiebig in der Landwirtschaft für die Ertragssteigerung bei Hybridsorten genutzt wird. Ihm zu Ehren wurde 2023 das Botanische Institut des KIT in Joseph Gottlieb Kölreuter Institut für Pflanzenwissenschaften (JKIP) umbenannt. Holger Puchta, Peter Nick (JKIP)

Objektvorschlag

Dr. Peter Müller, Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe

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